Im Produktionsrausch
Als ich Anno 1800 zum ersten Mal bei Kosmos gesehen habe, war ich mir nicht ganz sicher, was ich davon halten soll. Auf den ersten Blick wirkt es durch die gefühlt hunderten Plättchen, die vor einem auf dem Spielplan liegen, recht wirr, komplex und unübersichtlich. Und auch so, als würde das Spiel eher zu Arbeit ausarten, als Spaß zu machen.
Da das allerdings im Widerspruch zu den für mich sonst sehr reibungslosen und einfach zu spielenden Kosmos Spielen steht, wollte ich dem neuen Werk von Martin Wallace (Brass, Age of Steam) natürlich eine Chance geben.
Als der Preis beim Preisvergleich sehr günstig war, habe ich zugeschlagen und wurde wieder einmal von einem Kosmos-Spiel nicht enttäuscht.
Naja, um ehrlich zu sein, ist das auspöppeln (Hunter & Cron Video) von Anno 1800 schon ein bisschen Arbeit – wobei das rausdrücken aus dem Karton eh auch ein bisschen befriedigend sein kann.
Was dann allerdings etwas weniger Freude bereitet ist das Sortieren und Auflegen der Plättchen am Spielplan. Hier liegt für mich der größte Nachteil an dem Spiel.
Es dauert ein wenig bis man all die Plättchen geordnet auf die dafür vorgesehen Felder legt.
Anschließend wird man dann aber von einem doch erstaunlich leicht von der Hand gehenden Spiel im Kennerspiel-Bereich belohnt.
In Anno 1800 geht es zum Großteil um (Weiter-)Entwicklung von Technologien, Fertigkeiten (im weiteren Verlauf nenne ich es nur noch Technologien) und der Bevölkerung. Ich habe die Anno-Reihe als PC Spiel (von diesem stammt auch der Name des Brettspiels) früher nur kurz gespielt, aber an die Vielfalt an Aktionsmöglichkeiten kommt es natürlich nicht heran und würde ich daher auch nicht mit diesem vergleichen.
Zu Anfang stehen uns nur eine gewisse Anzahl an Technologie-Plättchen zur Verfügung, die wir durch platzieren der Bevölkerung (verschiedenfarbige Steinchen) auf diesen aktivieren können.
Dabei verlangt aber jedes Technologie-Plättchen eine gewisse Art der Bevölkerung um produzieren zu können. Manche Plättchen können nur mit Hilfe der Bauern aktiviert werden. Andere benötigen allerdings schon Arbeiter, Handwerker oder sogar Industrielle.
Sobald man eine Technologie mit dem passenden Bevölkerungsstein aktiviert hat, produziert dieses Plättchen die Ware, die darauf abgebildet ist (zb. Kohle). In seinem Zug kann man mehrere dieser Plättchen aktivieren um temporär mehr Waren zu erhalten. Diese muss ich allerdings sofort wieder verwerten, da diese sonst verfallen. Auch bleibt die Bevölkerung so lange dort liegen (und besetzen auch eine Position am Plättchen) bis ich eine Runde pausiere oder einzelne Bevölkerungssteine wieder zurückkaufe.
Mit den gewonnen Waren ist es mir jetzt möglich weitere Technologien zu erhalten und diese auf meinem Spielplan anzulegen um anschließend durch diese Waren noch bessere Technologien zu erwerben.
Auch erlauben mir die Abgabe dieser Waren, neue Bevölkerung in meine Stadt zu locken, diese in der Gesellschaft aufsteigen zu lassen und meine Handkarten abzuarbeiten. Diese Bevölkerungskarten bringen mir nämlich die für den Sieg wichtigen Siegpunkte und weitere Belohnungen. So erhalte ich weiters eventuell neue Bevölkerungssteine – wodurch ich anschließend wieder effektiver produzieren kann. Andere Karten bringen mir wiederum andere Vorteile wie Handelsplättchen usw.
Erhalte ich neue Bevölkerung, muss ich neue Karten vom passenden Stapel nachziehen. Dadurch habe ich wieder mehr Aufträge auf der Hand, wodurch ich wieder mehr Siegpunkte machen kann.
Eine der wichtigsten Komponenten sind die Handelsplättchen, die ich durch Schiffe erhalte, mit denen es mir ermöglicht wird, Waren von meinen Mitspielern zu handeln. So ist es für mich nicht nötig jede einzelne Technologie zu entwickeln um an spezielle Waren zu kommen. Andere Schiffe produzieren wiederum Erkundungsplättchen, mit denen ich meine Insel weiter ausbauen kann.
Interessant ist, dass das Spielende eingeleitet wird, wenn ein Spieler keine Handkarten mehr hat. Dies hinterlässt anfangs ein eigenartiges Gefühl, da man durch die neuen Arbeiter mehr und mehr Karten bekommt. Irgendwann im Spiel dreht sich das allerdings und man wird (schnell) alle Handkarten los.
Wer die meisten Siegpunkte durch erfüllte Karten und durch die offen ausliegenden Bonusaufträge erfüllt, gewinnt das Spiel.
Während dem schreiben wirkt das Spiel für mich wesentlich komplexer, als als es in Wirklichkeit ist. Hat man die Regeln, die eigentlich relativ schnell zu erlernen sind, verstanden, geht das Spiel – wie für Kosmos typisch – leicht von der Hand.
Spieleranzahl: 2-4 | Spieldauer: 120 Minuten | Regeln: 6/10 | Komplexität: 6,5/10 | Alter: ab 12
Pro
- Einfach trotz komplexem Ersteindruck
- Gute Interaktion mit den Mitspielern durch Handel
Contra
- langwieriges Aufbauen
- für mich etwas zu lange Spielzeit (~2h)
Anno 1800
69%
Fazit: Endlich kann man in einem Spiel auf Teufel komm raus Technologien entwickeln und die unterschiedlichsten Waren produzieren. Für meinen Geschmack leider etwas zu lange. Ansonsten gute Arbeit!
Vorschau | Produkt | Bewertung | Preis | |
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